#gefühlteachtzig – Wie fühlt sich das Leben mit 80 an?

#gefühlteachtzig - Wie fühlt sich das Leben mit 80 an? by eat blog love
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Wie fühlt sich das Leben mit 80 an? Wir leben im Hier und Jetzt – tun all die Dinge, die uns Freude bereiten. Völlig uneingeschränkt und unbeschwert. Aber habt ihr euch schon mal gefragt, wie sich das Leben mit 80 Jahren anfühlen wird? Können wir dann immer noch unseren Interessen nachgehen, wie wir es jetzt tun oder müssen wir im Alter auf diese Dinge verzichten?

Genau mit diesen Fragen beschäftigte sich das LEBENLANG Magazin in Zusammenarbeit mit der Allianz und lud mich in diesem Zusammenhang zu einem etwas anderen Event ein. Ich sollte in mehreren Workshops erfahren, wie sich das Älterwerden anfühlt, wie sich die körperlichen Einschränkungen des Alters auf das auswirken, was ich täglich tue.

Wie fühlt sich das Leben mit 80 an?

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Wir alle kennen folgende Situation: An der Kasse im Supermarkt ist eine lange Schlange und ganz vorne bei der Kassiererin versucht eine ältere Dame mit tattrigen Händen Kleingeld aus ihrem Portemonnaie zu fischen. Ihre Brille fällt ihr fast von der Nase als sie sich ganz weit herunterbeugt und fast schon im Kleingeldfach zu hängen scheint. Die Leute hinter ihr stöhnen, scharren mit den Füßen. Irgendwann bittet sie die Kassiererin nervös sich das Geld selbst aus ihrer Geldbörse zu nehmen.

Oder aber: Berufsverkehr. Ein Wagen will im Schneckentempo von ganz rechts nach ganz links. Alle hupen. Als wir den Wagen endlich überholen, sehen wir, dass ein fast Hundertjähriger am Steuer sitzt. „War ja klar“, denken wir noch und fahren zügig weiter. Und diese beiden Beispiele sind so bezeichnend für unseren Umgang mit Senioren.

Ich bin eigentlich sehr sozial und hilfsbereit und gehöre zu der Sorte Mensch, die gern ihre Hilfe anbietet. Doch im stressigen Alltag erwische auch ich mich hin und wieder dabei, wie ich kopfschüttelnd an der älteren Generation vorbeigehe. Doch der Workshop-Tag im FriendsSpace von Freunden von Freunden hat mir in einer inspirierenden Umgebung das Älterwerden erfahrbar gemacht und mir gezeigt, mit welchen körperlichen Einschränkungen eine Achtzigjährige wohlmöglich durchs Leben gehen muss.

Alte Menschen sind individuell

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Nach einer kurzen Vorstellungsrunde aller Teilnehmer wurde das Wort an Dr. Volksnah Aykac, Geriater an der Charité Berlin, übergeben, der uns in einem coolen Impulsreferat mit viel Witz von seiner Arbeit mit der älteren Generation berichtete und uns zu mehr Rücksicht animierte. Denn wir alle werden älter und von der ein oder anderen körperlichen Einschränkung vermutlich nicht verschont bleiben.

„Viele denken, sie sind so cool und individuell. Aber die eigentlich coolen Menschen sind die alten Leute, weil sie mit ihren Einschränkungen alle individuell sind. Gegen das Älterwerden gibt es kein Einheitsrezept.“

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Sehbehinderungen im White Room nachempfinden

Hören, Sehen und unsere Bewegung, das alles kann im Alter nur noch eingeschränkt arbeiten und auch die grauen Zellen wollen oftmals nicht mehr so wie wir wollen. Wusstet ihr, dass allerdings nur 1/3 der Beschwerden im Alter genetisch bedingt ist? Die restlichen 2/3 liegen an uns selbst – daran, wie wir unseren Körper und unseren Geist behandeln, uns ernähren und bewegen und wo wir alt werden. Natürlich ist die Idylle auf dem Land weitaus gesünder für uns als das hektische Leben in der Großstadt.

Und ist euch bewusst, dass der Körper ab 30 beginnt abzubauen?! Klar, habe ich davon schon mal gehört und natürlich auch am eigenen Körper festgestellt, dass ich eine durchzechte Nacht nicht mehr so easy wegstecke wie noch mit Anfang 20. Mittlerweile kuriere ich so einen Kater gern mal 2-3 Tage aus und habe an Tag 3 nicht unbedingt die Muße mit diesem Prozess wieder von vorne zu beginnen. ;) Aber zurück zum körperlichen Abbau. Mit 30 baut man tatsächlich mehr Fett an und die Organfunktion nimmt ab. Im Gehirn beginnt dieser Abbau übrigens schon früher, wobei man dem mit viel Gehirnjogging entgegenwirken kann. Der nächste große körperliche Abbau folgt dann ab 50.

Die steigende Lebenserwartung macht auch mehr Pflege notwendig

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Auch Christophe Vaughn von der Allianz hatte einige spannende Facts über das Älterwerden im Hinblick auf die Lebenserwartung und die Pflege für uns im Gepäck. Aktuell liegt die Lebenserwartung bei Frauen um die 83/84 und bei Männern 78/79 Jahre. Rund 75% der Frauen und 50% der Männer werden pflegebedürftig, wobei nur 15% der über 80 Jährigen  im Pflegeheim leben. Der Großteil der Pflegebedürftigen wird zuhause von der Familie gepflegt, was zum einen am familiären Zusammenhalt, aber häufig auch am finanziellen Aspekt liegt.

„Denn man ist ca. 6-7 Jahre pflegebedürftig, was durchschnittlich 210.000€ kostet. Das sind 3000 bis 3500€ pro Monat. Und dabei haben nur 4% eine Pflegeversicherung!“

Das Älterwerden erfahrbar machen – Wie fühlt sich das Leben mit 80 an?

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Immer schön Lächeln :) Planks im Altersanzug

Nach all diesen spannenden Fakten, durften wir die Tücken des Alltags der älteren Generation am eigenen Leib erleben. In der ersten Etappe wurden die verschiedensten Sehbehinderungen mit Hilfe von speziellen Brillen im White Room simuliert. Versucht mal mit grauem Starr in einem kontrastarmen Raum eine Torte anzuschneiden und euch eine Tasse Tee einzuschenken. Ich kann euch sagen, es ist schier unmöglich, wenn man dabei nicht mit der Nase schon fast in der Torte hängt.

Oder wie wäre es mit einbeinigen Kniebeugen, Planks und Squats im Altersanzug?! Manche Übungen waren ja schon ohne körperliche Einschränkungen beschwerlich, aber mit dem Altersanzug werden die Leiden der alten Menschen eindrucksvoll dargestellt. Binnen Minuten wird der Träger des Altersanzugs mit speziell platzierten Gewichten – die darüber hinaus den Körperschwerpunkt aus dem Gleichgewicht bringen – 20 kg schwerer. Zudem sorgen enganliegende Manschetten an Ellbogen, Knien, Knöcheln und Handgelenken für eine verringerte Beweglichkeit.

Im Anschluss durften ich noch mit Handschuhen, Handgewichten, Halsmanschette und Brille ein hübsches DIY basteln. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass die Perfektionistin in mir wenig begeistert von ihrer mit Stoff bespannten Pinnwand war. ;) Zu guter Letzt hätten mich die Mädels der Maskenbildnerschule noch schlappe 50 Jahre älter geschminkt, wenn ich nicht so eine sensible Haut hätte.

 Mehr Akzeptanz und Rücksicht

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Für mich persönlich waren die Einschränkungen meiner Augen, die ich durch die Spezialbrillen erfahren durfte, am Erschreckendsten. Das liegt vermutlich daran, dass ich ein sehr visueller Mensch bin und beispielsweise gern fotografiere. Wenn ich überlege, auf was ich alles verzichten müsste, wenn meine Augen irgendwann mal nicht mehr so funktionieren wie heute, dann wird mir ganz anders und ich kann die Verzweiflung der älteren Generation sehr gut nachvollziehen.

Für mich ist klar, dass wir alle an unserem Umgang mit alten Menschen arbeiten und mehr Rücksicht nehmen müssen. Wir müssen Alte mehr integrieren und von ihren Erfahrungen profitieren statt sie auf das Abstellgleis zu befördern. Ich für meinen Teil werde mich jedenfalls mehr in Geduld mit der älteren Generation üben und hoffen, dass sie in unserer Gesellschaft den Stellenwert bekommen, den sie in anderen Ländern schon längst haben. Und ich nehme das Event auch als Appell an mich selbst und versuche wieder mehr Rücksicht auf meinen Körper zu nehmen und ihn zu pflegen. Schließlich habe ich ja nur diesen einen.

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Wer noch mehr zu dem Thema lesen möchte, klickt rüber zum LEBENLANG Magazin, für das ich noch 5 Fragen zum Thema #gefühlteachtzig beantworten durfte.

Habt ein schönes Wochenende,

Eure Sarah

Bildmaterial: © David Nassim & Patricia Haas für LEBENLANG
*Dieser Beitrag ist in freundlicher Zusammenarbeit mit dem LEBENLANG Magazin entstanden.

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1 Comment

  • Reply
    Linda
    1. Oktober 2018 at 19:30

    Hi Sarah, muss ja wirklich eine spannende Erfahrung gewesen sein EUER ÄLTER WERDEN IM MINUTENTAKT. Eigentlich müsste das Verständnis für unsere “Älteren“ etwas ganz normales sein, ist es aber leider nicht. Dein Beitrag ist ein Anstoß. Linda

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