Mit Berliner Boden unter den Füßen, meinem Mac und einem anständigen Kaffee vor mir (und einer funktionierenden Internetverbindung), kann ich nun endlich meinen ersten Reisebericht verfassen.
Wie ich euch ja bereits zuvor berichtet hatte, mussten mein Liebster und ich dieses Jahr unseren Urlaub wegen einer beruflichen Veränderung recht kurzfristig planen und auf die Hauptsaison verlegen. Unsere diesjährige Reise führte uns nach Carvoeiro, einem ehemaligen Fischerdorf an Portugals Algarve, was circa 60km von Faro entfernt liegt.
Anreise und Ankunft in Carvoeiro an Portugals Algarve: Nachdem wir das Chaos am Berliner Flughafen Tegel im völlig überfüllten Terminal C und einen etwas unruhigen dreistündigen Flug mit Airberlin hinter uns gebracht hatten, ging es mit einem VW Polo ab über die mautpflichtige A22 Richtung Carvoeiro. Vorbei an Oliven- und Orangenbäumen und unzähligen kräftig grünen Pinien, verpassten wir dann auch, völlig fasziniert von Portugals Flora, glatt eine Abfahrt, sodass sich unsere Ankunft im Hotel Tivoli Carvoeiro etwas verzögern sollte. Das passte zu dem vorhergegangen Schaden an einer meiner Lieblingstaschen im Flieger und der Abzocke bei der Autovermietung. (Kurze Anmerkung: Meine schöne Canvastasche von COS hatte ich unter dem Sitz vor mir verstaut und beim Hervorziehen bliebt diese an einer abstehenden scharfkantigen Metallleiste hängen und erlitt einen längeren Cut. Bei der Autovermietung wurden uns dann 100€ für einen vollen Tank abgezockt, wo jedem klar sein dürfte, dass eine Tankfüllung beim Polo niemals 100€ kostet.)
Hotel Tivoli Carvoeiro: Zu allem Überfluss sollten wir dann auch noch ein winzig kleines, muffig riechendes Hotelzimmer mit Ausblick auf den Parkplatz bekommen. Auf Nachfrage nach einem anderen Zimmer wurden wir auf den nächsten Morgen vertröstet, da das halbmondförmige Hotel, dass direkt an einer kleinen Bucht gelegen ist, tatsächlich komplett ausgebucht war. Nach einem sehr späten Abendessen und einer unruhigen Nacht (neben unserer kleinen muffigen Kammer sollte auch noch der laute Lüftungsschacht liegen), stärkten wir uns erst einmal ausgiebig am Frühstücksbuffet und zogen wenig später in das einzig verfügbare, soeben frei gewordene, deutlich größere und besser riechende Hotelzimmer mit Blick auf eine Pinie und den grünen Innenhof. Nun konnte die Erholung und Erkundung der Felsküste endlich beginnen.
Strände und Praia do Marinha: Wir verbrachten den Rest des Tages mit der Suche nach einem weniger überfüllten Strand, denn unser Strandabschnitt war nur bei Ebbe vorhanden und zugänglich, und wurden am wunderschönen Praia do Marinha fündig. Zwar war dieser ebenfalls gut besucht, was sich in der Hauptsaison wohl nicht vermeiden lässt, jedoch groß genug, dass die Massen sich etwas besser verteilen konnten. Dazu trumpfte der Strand in Marinha mit einer atemberaubenden Felsformation und einem zusätzlichen versteckten Strandabschnitt in der nächsten Bucht auf, der nur bei Ebbe durch ein Loch im Felsen (oder über das Meer) zugänglich war. Kein Wunder, dass dieser paradiesische Strand angeblich bereits Kulisse für einen Coca Cola-Werbespot gewesen sein soll. Nach einigen Anläufen trauten wir uns auch in den mit 19°C durchaus erfrischenden Atlantik und ich ging sogleich meiner absoluten Lieblingsbeschäftigung im Urlaub nach: Muscheln sammeln.
Portugals Westküste, Costa Vicentina: Bereits am zweiten Tag zog es uns an die Westküste Portugals, die Costa Vincentina, an zwei faszinierende Strände und nach Cabo de Sao Vicente, den südwestlichsten Punkt Europas. Dabei sollte uns den ganzen Tag ein Naturschauspiel begleiten, dass wir so noch nicht erlebt hatten, die Surfer nannten es „crazy clouds“. Die Wolken sollten ab einem bestimmten Abschnitt so wahnsinnig tief hängen, dass man durch sie hindurch fahren konnte und eine äußerst eingeschränkte Sicht hatte. Dies wurde besonders am Cabo de Sao Vicente deutlich, wo man eigentlich eine atemberaubend Sicht auf den Leuchtturm, die Felsküste und die Weiten des Meeres haben soll, die Sicht jedoch häufig nur wenige Meter betrug. Dabei zogen die Wolken so schnell vorbei, dass sich die Sicht und Optik stetig veränderte.
Auch an den Stränden bekamen wir so eine ganz spezielle Ansicht geboten. Der erste Strand, den wir an der Westküste besuchten, nannte sich Praia do Castelejo und begeisterte mit seiner Ursprünglichkeit, aber auch mit recht rauen Winden und einer tosenden Brandung. Überall am Strand lagen große Steine, die einige Strandbesucher dazu nutzten, um ihre Strandlager vor den überraschenden Wellen zu schützen. Nach einer kleinen Stärkung in einem höher gelegenen Strandlokal machten wir uns auf den Weg zu einem weiteren Strand und Surferparadies: Praia da Bordeira. Der Strand ist ein wahres Paradies hinter Dünen und war mein absolutes Highlight unserer Reise. Aufgrund seiner Weite ist der sehr beliebte und frequentierte Abschnitt nicht überfüllt und lädt zum ausgiebigen Strandspaziergang ein. Hier kann man die Seele so richtig baumeln lassen, die Surfer und Kiter beobachten und einfach den Blick über die wundervolle Landschaft driften lassen.
Ein weiteres Highlight dieses Abschnitts befindet sich oberhalb der Küste am Felsrand, denn hier verläuft eine Schotterpiste, von der aus diverse Pfade abgehen, und die die Strände Bordeira und Amado miteinander verbindet. Von hieraus hat man einen atemberaubenden Blick auf die Felsküste, Buchten und Grotten.
Carvoeiro und Portugals Algarve: An den folgenden fünf Tagen erkundeten wir ausgiebig Carvoeiro und Portugals Algarve. Wir besuchten neben vielerlei Stränden unter anderem die Städte Lagos, Portimao und Albufeira (wobei man sich letztere auf jeden Fall hätte sparen können… viel zu touristisch) und das, auf einem Berg gelegene, Monchique. Monchique liegt 460m über dem Meeresspiegel und bietet seinen Besuchern vor allem eine schöne Berglandschaft, die von Eukalyptus, Korkeichen und Rhododendronbüschen durchzogen ist. Hier sind wir auf ein besonders schönes Mobiliar gestoßen, dass wir am liebsten sofort für unsere kleine Küche mitgenommen hätten: den Scherenstuhl. Er ist von Hand gefertigt und lässt sich platzsparend zusammenklappen. Leider hätten wir ihn aufgrund seiner Größe und des Gewichts als Sondergepäck aufgeben müssen, was bei Airberlin ja ein teures Unterfangen ist.
Ansonsten konnten uns Portimao und Albufeira weniger begeistern. Lediglich Lagos belegte uns mit seiner Promenade, dem Hafen, den kleinen Gassen, seiner Straßenkunst und der Ponta da Piedade mit einem Zauber. Unser Urlaubsort Carvoeiro selbst ist leider von einem kleinen ruhigen Fischerort zu einer Touristenhochburg mutiert. Besonders die Hauptstraße und der Strand von Carvoeiro sind vom Tourismus überflutet und locken mit wenig ansehnlichen Leuchtreklamen, Schildern und Musik. Abseits dieses Getümmels ist Carvoeiro aber durchaus ein schönes Fleckchen Erde, das sich hervorragend zur Erkundung von Portugals Algarve eignet.
Kulinarisches Südportugal: Kulinarisch gesehen hat Südportugal für mich leider nicht all zu viel zu bieten und die Küche ist nicht gerade abwechslungsreich. Innerhalb der Region waren immer wieder die gleichen Gerichte auf der Karte zu finden und generell scheint man in Südportugal wenig bis gar nicht zu würzen. Einzig und allein Knoblauch dient hier als Gewürz. Gleich mehrfach begeistern konnte mich lediglich der „Mixed Fish Kebab“. Hier werden meist Garnelen, Heilbutt und Lachs gemischt mit Zwiebel, Paprika und Tomate abwechselnd auf einer Spieß gebracht und über dem offenen Feuer gegrillt. Dazu werden etwas Gemüse und Kartoffeln serviert.
Flora und Fauna: Von der Fauna Südportugals habe ich, abgesehen von einigen wirklich großen fliegenden Käfern, einigen kleinen Krebsen, dürren Ziegen und mageren Rindern, leider nicht all zu viel zu Gesicht gekommen. Dafür zeigte sich seine Flora umso beeindruckender. Neben unzähligen Hibikus- und Bougainvillesträuchern säumten vor allem Oliven-, Feigen- und Orangenbäume, aber auch Granatapfel-, Limetten- und Zitronenbäume, die Straßen. Aber auch Korkeichen, Eukalyptus, Wein, Palmen, Pinien und diverse Kakteenarten gedeihen hier prächtig. Eine grüne Oase würde ich mir hier mit Vergnügen gefallen lassen.
Mein Fazit zu Carvoeiro und Portugals Algarve: Wenn wir das nächste Mal nach Portugal reisen, wird es definitiv außerhalb der Hauptsaison sein. Darüber hinaus würde ich nicht mehr auf ein Hotel, sondern eher auf ein kleines Apartment abseits des Trubels und mit einer eigenen Küche zurückgreifen. So lassen sich die traumhaft schönen Strände, die faszinierende Felsalgarve und die wundervolle Flora meiner Meinung nach perfekt genießen und erkunden.
Meine Tipps zu Carvoeiro und Portugals Algarve: Ich empfehle euch vor allem eine Fahrt zu den unzähligen Grotten mit einem kleinen Fischerboot, den Strand von Bordeiras und einen „Mixed Fish Kebab“. love.
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