Gerade in den letzten Monaten und Wochen ist der Ruf nach Entschleunigung immer lauter geworden – auch bei mir. Denn Job, Selbständigkeit, Blog, 24/7-Erreichbarkeit, Haussuche und Perfektionismus fordern nach und nach ihren Tribut. Wir leben ein Leben auf der Überholspur, vorbei am eigentlichen Leben.
Und wofür? Für Anerkennung? Für Geld? Für digitalen Ruhm? Versteht mich nicht falsch, ich liebe, was ich tue, doch nagen all diese „Baustellen“ und die permanente Erreichbarkeit irgendwann an der Substanz. Was leidet, ist das eigentlich Leben, das Ich, Familie und Freunde.
Entschleunigung – Make it slow
Ob Slow Reading, Slow Travel, Slow Food – der momentane Trend nach Entschleunigung kommt uns allen doch sehr gelegen. Langsame und eher langweilige Tätigkeiten wie das Putzen werden zur selbsttherapeutischen Meditation erkoren. Statt nervös von einem Programm ins nächste zu zappen, sehen wir uns Serien an, deren langen Geschichten Zeit gegeben wird, sich allmählich zu entfalten. Selbst der Filterkaffee muss jetzt langsam tröpfeln statt auf Knopfdruck aus dem Automaten zu fließen.
Das Ganze klingt albern? Ich denke nicht. Es sind genau solche Pausen, die wir dringend benötigen. Denn da ist so viel, was uns von uns selbst trennt und was wir bei einem Leben auf der Überholspur – auf der Suche nach Akzeptanz und Anerkennung – nicht wahrnehmen: das Ungeklärte, das Unwohlsein, die verdrängten Gefühle, die uns am Funktionieren hindern würden.
Deshalb ist Entschleunigung anfangs auch so anstrengend. Denn in der Langsamkeit beginnt man wieder, die inneren Stimmen zu hören, die danach fragen, ob man richtig lebt. In der Langsamkeit hören wir wieder auf unseren Körper. Entschleunigung zeigt uns wieder auf, was wir alles verpassen, wenn wir wieder einmal aufs Handy schauen, E-Mails checken oder schnell noch eine Whatsapp schreiben.
Entschleunigung ist reine Magie
Wir müssen also lernen, Langsamkeit erst wieder aushalten zu können. Und wenn wir es schaffen, kommen wir nicht nur bei uns selbst, sondern endlich wieder in der Welt an. Wir schmecken wieder Aromen, riechen das Frühlingserwachen, nehmen die Schönheit von einfachen Dingen wieder wahr, die sonst im Augenwinkel vorbeihuschen, während wir auf unser Smartphone starren.
Es ist, als wäre man selbst wieder aufgewacht und das nur, weil man ein wenig Tempo rausgenommen hat. Es ist Magie.
Was hat Entschleunigung mit Goldfischen zu tun?
Kürzlich habe ich von einer Microsoft-Studie gelesen, die ergeben hat, dass Goldfische sich mittlerweile eine Sekunde länger konzentrieren können als wir digitale Hektiker. Wir werden bereits nach acht Sekunden unruhig. Acht Sekunden?! Goldfische?!
Zudem wird unsere Ablenkungsbereitschaft immer höher, während die Aufmerksamkeitsspanne immer mehr abnimmt.
Ein Informatiker hat dazu unseren täglichen Umgang mit dem Handy erforscht und festgestellt, dass zwölf Prozent der Nutzer sechsmal pro Stunde auf ihr Handy schauen. Scheinbar können wir die Zeit nicht einfach vergehen lassen, sondern müssen sie und alles andere ständig im Blick haben.
Entschleunigung bedeutet auch klare Grenzen ziehen
In der heutigen Zeit verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben immer wieder, womit wir oft das Gefühl haben, aus der Zeit geschubst zu werden, die wir eigentlich doch so dringend für uns selbst brauchen.
Denn genau in dieser Zeit, die wir für uns nutzen, gilt eine andere Geschwindigkeit – wir gönnen uns eine Auszeit vom Berufsalltag, nehmen uns Zeit für Familie und Freunde. Genau jene Zeit ist unser kostbarstes Gut, das wir um alles in der Welt schützen sollten.
Der Ruf nach Entschleunigung wird immer lauter. Ich plädiere also dafür das Leben wieder mehr zu tanzen, unbeschwert laue Sommernächte in sich auf zu saugen, die kleinen Dinge im Leben zu genießen… Let`s slow down!
Entschleunigte Grüße und Happy Monday,
Eure Sarah
6 Comments
Lea von Rosy & Grey
18. April 2016 at 14:47Liebe Sarah,
so wahre Worte! Mich hat schon allein dein Artikel ein wenig entspannt und mich daran erinnert, was wirklich wichtig ist!!!
Danke dafür
Liebste Grüße
Lea
Sarah
18. April 2016 at 14:53Oh Lea, das freut mich zu hören. Nun müssen wir nur noch täglich in Langsamkeit üben und wieder genießen und alles wird gut :)
Liebe Grüße
Sarah
Steffi
18. April 2016 at 15:46Oh Mann ich fühl mich so ertappt!! Sechs mal die Stunde aufs iPhone gucken? Ha! Acht Sekunden konzentrieren? Oh Mann! Danke fürs Bewusstmachen!!!!!!!!
Liebe Grüße
Steffi
P.S. Ich leg jetzt das Handy weg… :-)
Sarah
18. April 2016 at 15:51Haha… ja, wir sind schon ganz schöne Junkies ;) Wie ist bei euch das Wetter, Steffi? Lieber mal eine Runde nach draußen, die Sonne genießen und das Smartphone mal auf dem Schreibtisch lieben lassen. Wirkt Wunder :)
Kea
24. April 2016 at 17:59Hallo liebe Sarah, was für ein schöner Artikel! Dass du damit bei mir offene Türen einrennst, ahnst du bestimmt :) Ich habe ja vor kurzem meinen Blog auf nachhaltiges Interior Design umgestellt – und damit ging eine totale Entschleunigung einher. Weniger Kooperationsanfragen, ergo werden die Seitenaufrufe weniger wichtig, ich bin viel weniger in der Hektik, ständig neuen Content liefern zu müssen. Und obendrauf braucht meine Auswahlphase nun viel länger – ob das Kaufentscheidungen betrifft oder neue Inhalte für fb oder meinen Blog. All das zusammen tut mir gut und war bei dem Affentempo des letzten Jahres soo dringend notwendig. Ich find’s so schön, zu sehen, dass immer mehr Blogger die Reissleine ziehen und die Langsamkeit und Achtsamkeit für sich entdecken – so können wir uns gegenseitig dabei unterstützen, gegen den Mainstream, der immer schneller, weiter, höher will, anzuschwimmen :) Liebe Grüße! Kea
Sarah
24. April 2016 at 18:30Hallo Kea,
ich hatte in der Tat schon geahnt, dass ich mit diesem Artikel bestimmt bei Dir offene Türen einrenne. Aber es scheint generell momentan vielen so zu gehen und ich hoffe, dass wir alle der Hektik da draußen trotzen und es mal etwas langsamer angehen können.
Liebe Grüße, Sarah